Montag, 27. November 2006

sredna nehcerps elaW

Walisch zu sprechen scheint doch schwerer zu sein als es in Findet Nemo aussah.

So untersuchten Forscher jetzt deren Kommunikation und fanden, wie die Überschrift des Artikels "Wale sprechen mit eigener Grammatik" treffend mitteilt, heraus, dass Wale mit einer eigenen Grammatik sprechen.
Das sollte nicht weiter verwundern, denn bisher hat sich noch kein menschlicher Grammatiklehrer zu den Tieren begeben um ihnen etwa Latein einzupauken. Andererseits, bürgen möchten wir für diese Behauptung nicht, genug Bekloppte gibt es ja, dass es schonmal einer ausprobiert haben kann.
Wie auch immer - wesentlich erstaunlicher ist die Beschaffenheit dieser Grammatik. Diese ist nämlich "völlig anders als die der menschlichen Sprache". Nein, sowas, und dabei sind Wale uns doch so ähnlich.
Achja, vermutlich ist Englisch gemeint, denn eine "Grammatik der menschlichen Sprache" wird von der Linguistik zwar schon gut 60 Jahre gesucht, aber gefunden wurde diese unseres Wissens bisher noch nicht.

Was noch mehr erstaunt, ist die Methode, die P.M. beschreibt, zum vollen Genuss einfach mal komplett wiedergegeben:

"Das Computerprogramm wertete dabei aus, wie viele Informationen mit Hilfe der unterschiedlichen Geräusche übermittelt wurden und verglich dies mit der Informationsübertragung bei der menschlichen Kommunikation."

Um's kurz zu machen: Das ist völlig unmöglich.
Denn wie soll man bitte die Informationsdichte einer Sprache nachvollziehen, von der man kein Wort versteht, also nicht weiß, welche Informationen überhaupt übertragen werden? Das ist ja schon bei menschlichen Sprachen oft kaum möglich, bei uns fremden menschlichen Sprachen sowieso, von Sprachen anderer Spezies ganz zu schweigen.

Achja, überrascht es jemanden, dass die Studie (zumindest in der Kurzfassung für die Presse) nur davon spricht, dass Wale Elemente aus den vergangenen vier Stunden wieder erinnern und nach einem regelbeherrschten Muster in ihre aktuelle Melodie einfügen können?
Was die Informationsdichte angeht: Damit meint die Studie nicht etwa die Menge an übertragenen Informationen wie man in der P.M. liest, sondern die Komplexität der Walgesänge, also wie leicht oder schwer sie zu beschreiben sind.

Und bei diesem Abschnitt ist es noch viel schlimmer:

"Die kürzesten Informationseinheiten bestehen aus 6 Elementen, die längsten aus 180 bis 400. Zum Vergleich: In der menschlichen Sprache transportiert schon ein einzelnes Wort etwa zehn unterschiedliche Informationen – so wie Einzahl oder Mehrzahl, positive oder negative Bedeutung oder etwa Zustimmung."

Der erste Satz ist fehlübersetzter Humbug, der zweite ist mit viel gutem Willen korrekt, steht aber in keinerlei Zusammenhang zu dem, was der erste eigentlich aussagen sollte. Denn ob die 6-400 Elemente einer "Informationseinheit" (richtig: eines Abschnitts) eine bestimmte Zahl an Informationen beinhalten, weiß niemand.

Literatur
Anonymus: Wale sprechen mit eigener Grammatik bei P.M. Online
Anonymus: Warblign Whales Speak a Language All Their Own auf der Webseite des Howard Hughes Medical Institute

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