Samstag, 16. Juni 2007

Fiese Vögel und Urgetier

Die Verlinkungspraxis der P.M. war ja immer schon etwas fragwürdig, wenn die Startseite einer kompletten Universität etwa als Quellle für einen Artikel angegeben wird.

Wirklich interessant wird es aber, wenn in einem leicht zusammenhanglosen Artikel über die rechts abgebildete Urfischart Dunkleosteus (die übrigens, anders als P.M. behauptet, keine Zähne besitzt, sondern lediglich zahnähnliche Knochen) und die fleischfressende Laufvogelgruppe der Terrorvögel (Phorusrhacidae) auf die Seite kryptozoologie.net verlinkt wird, deren Thema die Annahme ist, urzeitliche Tierarten lebten noch heute unentdeckt fort.
Was nun wirklich nicht mit dem Artikel, in dem es um die Biss- bzw. Trittkraft der beiden Tiere geht, zu tun hat.

Literatur
Anonymus: das mörderischste Maul aller zeiten. in: P.M. Juli 2007; S.16 f.)

Übersetzungsdienst

Der konsequenterweise ausschließlich aus Bildunterschriften bestehende Beitrag in der aktuellen P.M. über Geschwindigkeitsrekorde scheint ziemlich eilig gewesen zu sein.
Jedenfalls ist die Übersetzung der vermutlichen Wikipedia-Sätze etwas schlampig geraten.

Hier also die Korrekturspalte dazu:

1. Im Allgemeinen ist es ganz praktisch, in einem Text zwei Geschwindigkeitsangaben im gleichen Maßsystem zu machen. Und wenn schon eine der beiden in Meilen pro Stunde angegeben wird, dann dies doch bitte auch mit meilen/h angeben und nicht in der Kontinentaleuropäern vermutlich recht kryptischen Abkürzung mph (miles per hour).
Falls der Taschenrechner kaputt war: 288 mph sind etwa 463,5 km/h.

2. Dass Sam Whittingham insgesamt 5 Weltrekorde für Rennradfahren (mit Verleidung) hält ist schön, aber wie schnell war er denn nun?
Nur kurz: Seine höchste Geschwindigkeit (200 Meter) betrug 130,36 km/h.

3. Oh, der Mann heisst übrigens Whittingham, nicht Wittingham.

4. Wofür genau hat Kerry Mclean eigentlich einen Geschwindigkeitsrekkord mit dem Monowheel aufgestelllt? Für die schnellste Fahrt mit einem Monowheel?
Kunststück, sonderlich viele gibt es von den Dingern auch nicht.

5. Und dann ist da noch dieses Entscheidungsproblem: Wort übersetzen oder nicht??
Eine Entscheidung wäre gut gewesen. Und nein, carbon fiber zu "übersetzen", indem man "Karbon" falsch eindeutscht und "fiber" beibehält ist keine Entscheidung.
Richtig gewesen wären Kohlestofffasern, Kohlefasern oder auch Carbonfasern, keinesfalls jedoch "Karbonfiber", das klingt wie eine Tropenkrankheit.

Literatur
Engelbrecht, Hans-Rainer: Leben am Limit - mit Vollgas auf Rekordjagd. in: P.M. Juli 2007, S. 70 ff
Wikipedia: Sam Whittingham
ein solarbetriebener Taschenrechner von Casio,Modell fx-991s

Donnerstag, 14. Juni 2007

Artus war ja so cool

König Artus, eigentlich Arthur, ein legendärer englischer König ist Titelthema der aktuellen P.M.
Das verwundert etwas, denn was hat eine Figur der frühen Anglo-christlichen Mythologie in einem Wissenschaftsmagazin zu suchen?
Nun gut, kann man noch denken, vielleicht geht es ja um die Wahrheit am Artus-Mythos.

Geht es aber nicht.
Oder bestenfallls in ein paar Nebensätzen.

Viel wichtiger scheint zu sein, wie cool Artus war und wie tolll und tugendhaft vor allem.

Die Bildunterschriften lesen sich entsprechend so:

Sitzung der UNO
Wenn die Mächte der Welt [...] Konfliktmanagement betreiben, verstricken sie sich oft in partikulare Interessen. "Weniger Eigennutz" würde Ihnen Artus heute zurufen
Die Macht der Konzerne
Wo der Shareholder-Value über Menschen herrscht, würde Artus für die christliche Tugend der Nächstenliebe mit dem Schwert kämpfen
Energiehunger
Unter dem Umgang it den natürlichen Ressourcen leiden die armen Länder am meisten. Artus würde für mehr Gerechtigkeit eintreten - und sich womöglich den Protesten gegen die Castor-Transporte anschließen

Abgesehen von der spontanen Reaktion: "Ja nee, is klar!" darf man sich beim letzten Zitat auch fragen, wie der Teil links und jener rechts vom Gedankenstrich zusammenpassen.

Interessant ist die Methodik, die Autor Renée Lugschitz anwendet, um auf der Behauptung aufzubauen, dieser "[...] Ritter aus dem 6. Jahrhundert, der wohl nie gelebt hat, [beschäftigt] noch immer unsere Fantasie", noch seltsamer die Frage, was "grade ihn unter all den glänzenden Helden" zum "unsterblichen Idol".
Denn ob diese Annahme überhaupt stimmt (auch Beowulf, Siegfried, Caesar, Robin Hood, Herkules und viele andere alte Sagenfiguren sind weiterhin weit bekannt) ist fraglich, die Frage, ob sie denn stimme wird aber gar nicht erst gestellt.

Sehr schön liest sich die Tugendhaftigkeit Artus' übrigens auf der PM-Webseite:

Aber warum beschäftigt ein Ritter aus dem 6. Jahrhundert, der wohl nie gelebt hat, noch immer unsere Fantasie? Weil seine Tugenden auch für das 21. jahrhundert Vorbild sein können.

Tausend auf einen Streich – beinahe jedenfalls. Das konnte nur einer zuwege bringen: Artus – oder Arthur, wie er in England genannt wird. Bei der Schlacht am Mount Badon »fielen neunhundertsechzig Männer an einem Tag durch eine einzige Attacke Arthurs, und kein anderer als er allein brachte sie zu Fall«.
(etwaige Tippfehler aus dem Original übernommen, wir machen auch so schon genug)
Tolle Art von Tugend,viele Leute umbringen zu können...