Nehmen wir das aktuelle Titelthema:
Artikel-Einleitung:
Eine neue wissenschaftliche Theorie könnte unser Weltbild radikal verändern: Unsere Kultur beruht auf dem Überlebenskampf mysteriöser geistiger Viren, die von Gehirn zu Gehirn überspringen.[...]
Es geht hier um die Memetik, die auf der Idee beruht, dass Gedanken sich ähnlich wie Erbinformationen verbreiten.
Wie neu ist diese Theorie?
Sie wurde erstmals von Richard Dawkins formuliert, der im Artikel ja auch erwähnt wird.
Das war 1976 in einem Kapitel seines Buches The Selfish Gene (Das egoistische Gen) - also vor 31 Jahren.
Auch die deutsche Übersetzung erschien immerhin schon 1978.
Nun gut, man könnte ja sagen, dass Thomas Vašek dieses Buch einfach nicht kannte und erst durch Dawkins letztes Werk, The God Delusion (Der Gotteswahn), darauf gestoßen ist, immehrin stammt die Bezeichnung von Memen als Viren aus diesem Werk.
Könnte man, wären da nicht die auf dem Titelbild der aktuellen P.M. erwähnten "Spiegelneuronen".
Diese sind zwar nicht an sich ein Problem für den Begriff neu, wenn aber im Text zur Überschrift unmissverständlich erwähnt wird, dass diese "Mitte der 1990er Jahre" entdeckt wurden, wird es schon seltsamer.
Nur für den Kalender: Die Mitte der 1990er Jahre liegt nun auch schon seit einem Jahrzehnt hinter uns.
Sehr interessant übrigens auch, dass der gelegentlich esoterischem Mumpitz zuneigende Vašek in seinem "Webweiser" am Ende des Artikels ausgerechnet die Seite von Richard Dawkins nicht erwähnt, von dem die Theorie immerhin stammt.
Literatur
Dawkins, Richard: The God Delusion, London 2006 (deutsch: Der Gotteswahn)
Dakwins, Richard: The Selfish Gene, London 1976 (deutsch: Das egoistische Gen)
Vašek, Thomas: Meme - Der Code unserer Kultur, in: P.M. September 2007