Dienstag, 21. August 2007

Geologische Zeiträume

Vermutlich rechnet man bei der P.M. aufgrund der häufigen Themen aus Astronomie, Geologie und Paläontologie schon standardmäßig in geologischen Zeiträumen.

Nehmen wir das aktuelle Titelthema:

Artikel-Einleitung:
Eine neue wissenschaftliche Theorie könnte unser Weltbild radikal verändern: Unsere Kultur beruht auf dem Überlebenskampf mysteriöser geistiger Viren, die von Gehirn zu Gehirn überspringen.[...]

Es geht hier um die Memetik, die auf der Idee beruht, dass Gedanken sich ähnlich wie Erbinformationen verbreiten.
Wie neu ist diese Theorie?

Sie wurde erstmals von Richard Dawkins formuliert, der im Artikel ja auch erwähnt wird.
Das war 1976 in einem Kapitel seines Buches The Selfish Gene (Das egoistische Gen) - also vor 31 Jahren.
Auch die deutsche Übersetzung erschien immerhin schon 1978.

Nun gut, man könnte ja sagen, dass Thomas Vašek dieses Buch einfach nicht kannte und erst durch Dawkins letztes Werk, The God Delusion (Der Gotteswahn), darauf gestoßen ist, immehrin stammt die Bezeichnung von Memen als Viren aus diesem Werk.
Könnte man, wären da nicht die auf dem Titelbild der aktuellen P.M. erwähnten "Spiegelneuronen".
Diese sind zwar nicht an sich ein Problem für den Begriff neu, wenn aber im Text zur Überschrift unmissverständlich erwähnt wird, dass diese "Mitte der 1990er Jahre" entdeckt wurden, wird es schon seltsamer.
Nur für den Kalender: Die Mitte der 1990er Jahre liegt nun auch schon seit einem Jahrzehnt hinter uns.

Sehr interessant übrigens auch, dass der gelegentlich esoterischem Mumpitz zuneigende Vašek in seinem "Webweiser" am Ende des Artikels ausgerechnet die Seite von Richard Dawkins nicht erwähnt, von dem die Theorie immerhin stammt.

Literatur
Dawkins, Richard: The God Delusion, London 2006 (deutsch: Der Gotteswahn)
Dakwins, Richard: The Selfish Gene, London 1976 (deutsch: Das egoistische Gen)
Vašek, Thomas: Meme - Der Code unserer Kultur, in: P.M. September 2007

Montag, 23. Juli 2007

Gott lacht über alles

Der Glaube ist auch Gegenstand des Humors, sagt der Kabarettist und Menschenkenner Bruno Jonas. Intensives Bibelstudium führte ihn zu der Überzeugung: Gott selbst spielt Kabarett mit uns

Aha. Na und?
Und was hat dieser esoterische Quark (schon wieder) auf der Titelseite verloren?

Samstag, 16. Juni 2007

Fiese Vögel und Urgetier

Die Verlinkungspraxis der P.M. war ja immer schon etwas fragwürdig, wenn die Startseite einer kompletten Universität etwa als Quellle für einen Artikel angegeben wird.

Wirklich interessant wird es aber, wenn in einem leicht zusammenhanglosen Artikel über die rechts abgebildete Urfischart Dunkleosteus (die übrigens, anders als P.M. behauptet, keine Zähne besitzt, sondern lediglich zahnähnliche Knochen) und die fleischfressende Laufvogelgruppe der Terrorvögel (Phorusrhacidae) auf die Seite kryptozoologie.net verlinkt wird, deren Thema die Annahme ist, urzeitliche Tierarten lebten noch heute unentdeckt fort.
Was nun wirklich nicht mit dem Artikel, in dem es um die Biss- bzw. Trittkraft der beiden Tiere geht, zu tun hat.

Literatur
Anonymus: das mörderischste Maul aller zeiten. in: P.M. Juli 2007; S.16 f.)

Übersetzungsdienst

Der konsequenterweise ausschließlich aus Bildunterschriften bestehende Beitrag in der aktuellen P.M. über Geschwindigkeitsrekorde scheint ziemlich eilig gewesen zu sein.
Jedenfalls ist die Übersetzung der vermutlichen Wikipedia-Sätze etwas schlampig geraten.

Hier also die Korrekturspalte dazu:

1. Im Allgemeinen ist es ganz praktisch, in einem Text zwei Geschwindigkeitsangaben im gleichen Maßsystem zu machen. Und wenn schon eine der beiden in Meilen pro Stunde angegeben wird, dann dies doch bitte auch mit meilen/h angeben und nicht in der Kontinentaleuropäern vermutlich recht kryptischen Abkürzung mph (miles per hour).
Falls der Taschenrechner kaputt war: 288 mph sind etwa 463,5 km/h.

2. Dass Sam Whittingham insgesamt 5 Weltrekorde für Rennradfahren (mit Verleidung) hält ist schön, aber wie schnell war er denn nun?
Nur kurz: Seine höchste Geschwindigkeit (200 Meter) betrug 130,36 km/h.

3. Oh, der Mann heisst übrigens Whittingham, nicht Wittingham.

4. Wofür genau hat Kerry Mclean eigentlich einen Geschwindigkeitsrekkord mit dem Monowheel aufgestelllt? Für die schnellste Fahrt mit einem Monowheel?
Kunststück, sonderlich viele gibt es von den Dingern auch nicht.

5. Und dann ist da noch dieses Entscheidungsproblem: Wort übersetzen oder nicht??
Eine Entscheidung wäre gut gewesen. Und nein, carbon fiber zu "übersetzen", indem man "Karbon" falsch eindeutscht und "fiber" beibehält ist keine Entscheidung.
Richtig gewesen wären Kohlestofffasern, Kohlefasern oder auch Carbonfasern, keinesfalls jedoch "Karbonfiber", das klingt wie eine Tropenkrankheit.

Literatur
Engelbrecht, Hans-Rainer: Leben am Limit - mit Vollgas auf Rekordjagd. in: P.M. Juli 2007, S. 70 ff
Wikipedia: Sam Whittingham
ein solarbetriebener Taschenrechner von Casio,Modell fx-991s

Donnerstag, 14. Juni 2007

Artus war ja so cool

König Artus, eigentlich Arthur, ein legendärer englischer König ist Titelthema der aktuellen P.M.
Das verwundert etwas, denn was hat eine Figur der frühen Anglo-christlichen Mythologie in einem Wissenschaftsmagazin zu suchen?
Nun gut, kann man noch denken, vielleicht geht es ja um die Wahrheit am Artus-Mythos.

Geht es aber nicht.
Oder bestenfallls in ein paar Nebensätzen.

Viel wichtiger scheint zu sein, wie cool Artus war und wie tolll und tugendhaft vor allem.

Die Bildunterschriften lesen sich entsprechend so:

Sitzung der UNO
Wenn die Mächte der Welt [...] Konfliktmanagement betreiben, verstricken sie sich oft in partikulare Interessen. "Weniger Eigennutz" würde Ihnen Artus heute zurufen
Die Macht der Konzerne
Wo der Shareholder-Value über Menschen herrscht, würde Artus für die christliche Tugend der Nächstenliebe mit dem Schwert kämpfen
Energiehunger
Unter dem Umgang it den natürlichen Ressourcen leiden die armen Länder am meisten. Artus würde für mehr Gerechtigkeit eintreten - und sich womöglich den Protesten gegen die Castor-Transporte anschließen

Abgesehen von der spontanen Reaktion: "Ja nee, is klar!" darf man sich beim letzten Zitat auch fragen, wie der Teil links und jener rechts vom Gedankenstrich zusammenpassen.

Interessant ist die Methodik, die Autor Renée Lugschitz anwendet, um auf der Behauptung aufzubauen, dieser "[...] Ritter aus dem 6. Jahrhundert, der wohl nie gelebt hat, [beschäftigt] noch immer unsere Fantasie", noch seltsamer die Frage, was "grade ihn unter all den glänzenden Helden" zum "unsterblichen Idol".
Denn ob diese Annahme überhaupt stimmt (auch Beowulf, Siegfried, Caesar, Robin Hood, Herkules und viele andere alte Sagenfiguren sind weiterhin weit bekannt) ist fraglich, die Frage, ob sie denn stimme wird aber gar nicht erst gestellt.

Sehr schön liest sich die Tugendhaftigkeit Artus' übrigens auf der PM-Webseite:

Aber warum beschäftigt ein Ritter aus dem 6. Jahrhundert, der wohl nie gelebt hat, noch immer unsere Fantasie? Weil seine Tugenden auch für das 21. jahrhundert Vorbild sein können.

Tausend auf einen Streich – beinahe jedenfalls. Das konnte nur einer zuwege bringen: Artus – oder Arthur, wie er in England genannt wird. Bei der Schlacht am Mount Badon »fielen neunhundertsechzig Männer an einem Tag durch eine einzige Attacke Arthurs, und kein anderer als er allein brachte sie zu Fall«.
(etwaige Tippfehler aus dem Original übernommen, wir machen auch so schon genug)
Tolle Art von Tugend,viele Leute umbringen zu können...

Donnerstag, 3. Mai 2007

Auf diesem Klo, da wohnt ein Geist...

...lassen wir das einfach.

Sehen wir uns die aktuelle P.M. kurz an, so strahlt uns auf dem Titel groß der Schriftzug an: "Am Anfang war der Qantengeist".
Das ist zunächst einmal keine ungewöhnliche P.M.-Schlagzeile. Das Problem ist: Das ganze Titelthema ist nicht mehr als ein Interview mit dem Physiker Hans-Peter Dürr.
Das ist die eine Sache - die andere ist die, dass der Titel nicht wirklich gerechtfertigt ist. Zweimal benutzt Dürr den begriff Geist und beide Male als Metapher. Das ginge ja noch, wäre da nicht der Untertitel des diesmonatigen Titelthemas: "Was wir für Materie halten, ist Bewusstsein [...]"

Um's kurz zu machen: Nein.


Literatur
Fuß, Holger: Am Anfang war der Quantengeist, in: P.M. Mai 2007 s. 38 ff.

Freitag, 27. April 2007

Oh mein Gott!

Tja, was passiert, so fragt die P.M. in iher aktuellen Ausgabe, wenn Aliens in Deutschland landen?

Highlight des ohnehin schon von unfreiwilliger Komik geprägten Artikels ist der letzte Absatz, zur Frage ob Aliens gläubig seien.
So wird der katholische Theologe Linus Hauser mit der Aussage zitiert:
"Wenn es endliche und vernünftige Wesen sind, ist es wahrscheinlich, dass sie an Erlösung glauben."

Die Fragen, was genau "Erlösung" sein soll, wovon eigentlich und wieso Erlösungsglauben etwas mit Vernunft zu tun haben soll, bleiben offen.

Immerhin, so P.M. und Hauser "hätte sie sich ohne eine strenge Ethik auf der langen Fahrt wohl gegenseitig umgebracht."

Denn wie wir alle wissen verfügen nur Gläubige (genauer: Monotheisten) über Moral und Ethik
und morallos-bösartige Gotttesverweigerer verkommene Subjekte Atheisten bringen sich mit der Zeit alle gegenseitig um.

Wichtig auch, dass sich "jede Kultur" die "letzten, grundlegenden Fragen" stellt - welche auch immer das sein sollen. Zählt "Gibt es Gespenster Gott?" wirklich dazu?

Wenigstens eine Gewissheit aber haben wir:
"Natürlich könnten auch Aliens Katholiken werden"


Literatur
Vicari, Jakob: Was wäre wenn... ...Aliens in Deutschland landen?; in: P.M. Mai 2007; S. 76 ff.

Mittwoch, 21. Februar 2007

Magnetgeographie

Es stimmt, dass am Nordpol keine Zeitzone Gültigkeit hat, weil dort alle Meridiane und Zeitzonengrenzen zusammenlaufen.

Unfug ist dagegen:
- dass der Nordpol deshalb ein "Ort absoluter Zeitlosigkeit" sei: Selbstverständlich dauert auch am Nordpol eine Minute eine Minute. Genial in Kombination damit der Hinweis, unsere innere Uhr liefe am Norpol ja weiter, man könne sich also nicht vor dem Altern schützen, indem man zum Nordpol zieht.
- dass die Meridiane am magnetischen Nordpol zusammenliefen. Da es sich bei den Meridianen um eine geografische Einrichtung handelt enden diese selbstverständlich in den geografischen Nordpol, ein paar tausend Kilometer weiter - nunja - nördlich. Auf der Karte rechts sieht man sehr schön beide Nordpole unseres Planeten. Der magnetische Nordpol ist die dicke Linie. Der magnetische Nordpol bewegt sich nämlich - es wäre also auch ziemlich unpraktisch, unser komplettes Koordinatensystem darauf zu verankern: Alle paar Jahre müssten unsere Schulatlanten neu aufgelegt werden, schlimmer als bei einer Rechtschreibreform.

Nebenbei wäre es noch nett gewesen, den im Text ebenfalls erwähnten Südpol zu definieren. Geografisch, Magnetisch oder doch gleich die komplette Antarktis?
Für die ganz Neugierigen: Es ist tatsächlich der gesamte antarktische Kontinent gemeint. Denn auf dem ganzen Kontinent gilt die Weltzeit.

Literatur
Anonymus: Wie spät ist es eigentlich am Nordpol?; in P.M. März 2007 S. 35
Hansen, Truls Lynne: The road to the magnetic north pole, Online verfügbar

Montag, 19. Februar 2007

Gute Ohren

Es stimmt ja: Schwere Vögel können bei einem Zusammenprall Flugzeuge gefährden. Dazu zählen etwa Storche, Reiher, Greifvögel, Eulen, Schwäne und Gänse.
Das macht es zu einer grundsätzlich guten Idee, am Flughafen nach solchen Vögeln Ausschau zu halten.

Mit Betonung auf Ausschau.

Die Idee dagegen, Mikrofone zu installieren um die Vögel zu hören ist irgendwie seltsam, denn abgesehen davon dass die meisten Großvögel im Flug nicht rufen sollte man meinen, dass die übrigen es auch nicht schaffen, eine startende 727 zu übertönen.
Wobei, das wäre mal ein beeindruckender Triumph der Evolution...

Der Fairness halber: Da kann die P.M. allerdings nichts für.

Literatur
Anonymus: Vogel-Alarm; in P.M. März 2007, S. 18

Sensation: Keine Fernsteuerung erfunden!

Gleich auf Seite 12 erwähnt die neue P.M. in einer Kurzmeldung ein erfolgreiches Experiment zur Verbindung von Nervenzellen und künstlichen elektrischen Schaltkreisen (gemeint sind vermutlich elektronische Schaltkreise), die einen wichtigen Schritt zur Erzeugung künstlicher Nervenzellen darstellen.
Das ist eine gute Entwicklung, die die Verbindung von Prothesen mit dem Nervensystem des Trägers erheblich verbessern kann.

Was das allerdings mit einer Fernsteuerung des Körpers zu tun hat bleibt das Geheimnis der P.M.
Ebenso, wo da eigentlich die Neuigkeit liegt.

Literatur
Anonymus: Ferngesteuerter Körper; in: P.M. März 2007, Seite 12