Das verwundert etwas, denn was hat eine Figur der frühen Anglo-christlichen Mythologie in einem Wissenschaftsmagazin zu suchen?
Nun gut, kann man noch denken, vielleicht geht es ja um die Wahrheit am Artus-Mythos.
Geht es aber nicht.
Oder bestenfallls in ein paar Nebensätzen.
Viel wichtiger scheint zu sein, wie cool Artus war und wie tolll und tugendhaft vor allem.
Die Bildunterschriften lesen sich entsprechend so:
Sitzung der UNO
Wenn die Mächte der Welt [...] Konfliktmanagement betreiben, verstricken sie sich oft in partikulare Interessen. "Weniger Eigennutz" würde Ihnen Artus heute zurufen
Die Macht der Konzerne
Wo der Shareholder-Value über Menschen herrscht, würde Artus für die christliche Tugend der Nächstenliebe mit dem Schwert kämpfen
Energiehunger
Unter dem Umgang it den natürlichen Ressourcen leiden die armen Länder am meisten. Artus würde für mehr Gerechtigkeit eintreten - und sich womöglich den Protesten gegen die Castor-Transporte anschließen
Abgesehen von der spontanen Reaktion: "Ja nee, is klar!" darf man sich beim letzten Zitat auch fragen, wie der Teil links und jener rechts vom Gedankenstrich zusammenpassen.
Interessant ist die Methodik, die Autor Renée Lugschitz anwendet, um auf der Behauptung aufzubauen, dieser "[...] Ritter aus dem 6. Jahrhundert, der wohl nie gelebt hat, [beschäftigt] noch immer unsere Fantasie", noch seltsamer die Frage, was "grade ihn unter all den glänzenden Helden" zum "unsterblichen Idol".
Denn ob diese Annahme überhaupt stimmt (auch Beowulf, Siegfried, Caesar, Robin Hood, Herkules und viele andere alte Sagenfiguren sind weiterhin weit bekannt) ist fraglich, die Frage, ob sie denn stimme wird aber gar nicht erst gestellt.
Sehr schön liest sich die Tugendhaftigkeit Artus' übrigens auf der PM-Webseite:
Aber warum beschäftigt ein Ritter aus dem 6. Jahrhundert, der wohl nie gelebt hat, noch immer unsere Fantasie? Weil seine Tugenden auch für das 21. jahrhundert Vorbild sein können.Tolle Art von Tugend,viele Leute umbringen zu können...
Tausend auf einen Streich – beinahe jedenfalls. Das konnte nur einer zuwege bringen: Artus – oder Arthur, wie er in England genannt wird. Bei der Schlacht am Mount Badon »fielen neunhundertsechzig Männer an einem Tag durch eine einzige Attacke Arthurs, und kein anderer als er allein brachte sie zu Fall«.
(etwaige Tippfehler aus dem Original übernommen, wir machen auch so schon genug)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen